Positionierung des Friedenskreis Halle e.V.
Eine geschlechtergerechte Sprache ist Ausdruck unserer Werte und wichtiger Teil unserer Bildungsarbeit.
Als Friedenskreis Halle e.V. – Träger der schulbezogenen Bildungsarbeit – kritisieren wir den Erlass des Bildungsministeriums Sachsen-Anhalt zur Beschränkung der geschlechtergerechten Sprache an den staatlichen Schulen des Landes. Unser Engagement zielt auf die Anerkennung und die gleiche gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen. Dabei setzen wir auch mit unserer Sprache ein Signal und positionieren uns ausdrücklich für Diversität: eine geschlechtergerechte Sprache ist für uns wesentlich. Wir zeigen damit in Workshops, Veranstaltungen und Texten: Geschlechter sind vielfältig und nicht immer binär. Was das generische Maskulinum nicht schafft, kann durch vielfaltssensible Formulierungen angeregt werden: Die Schablone im Kopf erweitern, um alle Menschen in angemessener Weise zu repräsentieren – nicht nur Männer. Und das trägt, wie Studien zeigen, mitunter auch ganz praktisch zur Gleichberechtigung bei.
An Schulen gibt es sowohl Kinder, Jugendliche, Lehrkräfte, als auch Eltern, die trans oder nicht binär sind. Da gehört es zur Wertschätzung dazu, etwa mit Sternchen oder weiteren Zeichen zum Ausdruck zu bringen, dass alle Menschen der Schulgemeinschaft Teil dieser sind – unabhängig von ihrem Geschlecht.
Aus den aktuellen gesellschaftlichen Debatten, unseren internen Auseinandersetzungen mit sprachlicher Sensibilität und unserer Praxis der Bildungsarbeit wissen wir um die Emotionalität und Komplexität dieses Themas. Daher braucht es in Gesellschaft und explizit in Schule die aktive Auseinandersetzung. Das Bildungsministerium in Sachsen-Anhalt verbietet nun genau das.
Darüber hinaus haben Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern ganz andere Sorgen. In Sachsen-Anhalt fehlten im vergangenen Schuljahr mehr als 1000 Lehrkräfte. Lehrer*innen müssen verordnete Überstunden machen, Seiteneinsteiger*innen werden kaum unterstützt. Immer noch sehr viele Schüler*innen brechen die Schule ab. Schulpsycholog*innen gibt es nicht in ausreichender Anzahl, Schulsozialarbeit ist chronisch unterfinanziert.
Ob und in welcher Form eine geschlechtergerechte Sprache genutzt wird, sollten Menschen an Schulen weiterhin selbst entscheiden dürfen. Statt eine sprachliche Senibilität zu unterbinden, sollte sich das Bildungsministerium um die Missstände in Schulen kümmern. Als langjähriger Bildungsträger in Sachsen-Anhalt lassen wir uns bei der Arbeit in Schulen die Nutzung einer gendergerechten Sprache nicht verbieten. Die Verdeutlichung der Realität der geschlechtlichen Vielfalt und die gewaltfreie Austragung des Konflikts um deren Anerkennung bleiben für uns ein zentrales Anliegen der Bildungsarbeit und politischen Positionierung.