Dämonen der Vergangenheit und der Gegenwart - Antonia 04/2019
Halle und Banja Luka – zwei StudentInnenstädte derselben Größe, eine in Deutschland die andere in Bosnien und Herzegowina. Sie haben einige Gemeinsamkeiten, und doch trennt sie ein großer Unterschied.
Um 18 Uhr läuten die Glocken. Es ist nicht die Dame Händel im Roten Turm, die ihren riesigen, gusseisernen Körper schwingt. Hier sind es die Glocken der orthodoxen Christ-Erlöser-Kathedrale, die ihren Klang zum Besten geben. Mit »hier« ist Banja Luka gemeint. Das »Lukasbad« ist die zweitgrößte Stadt in Bosnien und Herzegowina. Die Stadtbefindet sich in der Republika Srpska – der »serbischen Republik« – wie diese ins Deutsche übersetzt wird. Die Republika Srpska ist ein Teilgebiet Bosniens und Herzegowinas, welches mehrheitlich, aber keinesfalls ausschließlich von ethnischen SerbInnen bewohnt wird und über eine gewisse politische Auto- nomie verfügt. Bosnien und Herzegowina – ein Gebilde mit viel geschichtlicher und sozial- politischer Verwirrung. Die Frage ist nun, was Banja Luka und Halle verbindet. Es fallen hierbei, in struktureller und stadtarchitektonischer Hinsicht, einige Gemeinsamkeiten ins Auge. In Banja Luka ist es nicht die Saale, sondern der Vrbas, der seine Schlingen durch die Stadtteile und Grünanlagen der Stadt zieht. Ein großes Wohngebiet heißt nicht Neustadt, sondern Borik. Zur Unterhaltung wird in Banja Luka nicht das Neue Theater, sondern das Nationaltheater besucht. Wie Halle hat Banja Luka eine Universität mit circa 20 000 StudentInnen, die ebenfalls zehn Prozent der Stadtbevölkerung ausmachen.