Bericht
Veranstaltungsbericht: Frauen und Mädchen im Krieg – Tabubruch im Kosovo
Ein spannender Vortrag zu sexualisierter Kriegsgewalt, deren Folgen und was dagegen unternommen werden kann
Wer an den Kosovokrieg denkt, der hat zuerst den Massenmord in Srebrenica im Kopf, denkt an die vielen Flüchtlinge oder die zerstörte Landschaft des ehemaligen Jugoslawiens.
Woran jedoch selten gedacht wird, ist die Rolle von Frauen und Mädchen im Krieg. Während des Kosovokriegs wurden zigtausend Frauen und Mädchen vergewaltigt oder mit sexualisierter Gewalt konfrontiert. Dies geschieht nicht aus Begierde, sondern um die Ehre des „Feindes“ zu verletzen und sein Gegenüber – vor allem moralisch – zu schwächen. Auch wenn die Zielperson dieser Demonstration von Macht andere Männer sein sollen, so waren und sind die Opfer meist Frauen. Nicht nur im Kosovo, auch in den meisten anderen Kriegsregionen der Welt ist dies traurige Realität. Und das obwohl sexualisierte Gewalt seit 2008 offiziell von dem internationalen Strafgerichtshof als Kriegsverbrechen anerkannt ist. Leider wissen dies noch immer viel zu wenige.
Auch mir war die Thematik bis vor kurzem nicht bekannt, aufmerksam hat mich eine Veranstaltung der Reihe „Engagiert für Frieden und Entwicklung“ gemacht:
Am 18. Mai fand ein Vortrag mit Margrit Spindeler, Mitarbeiterin der Hilfsorganisation medica mondiale und Mitbegründern der lokalen Frauenorganisation Medica Kosova zum Thema „Frauen und Mädchen im Krieg – Tabubruch im Kosovo“ statt.
medica mondiale kümmert sich um die Frauen, die mit dem Trauma Massenvergewaltigung leben. Viele von ihnen trauen sich erst jetzt – mehr als 10 Jahre nach dem Krieg – ihr schweigen zu brechen. Um die Frauen vor Ort zu unterstützen, bietet medica mondiale psycho-soziale Betreuung, medizinische Versorgung und juristische Beratung an. Darüber hinaus setzt sich medica mondiale für die Bildung der Frauen ein und unterstützt sie darin, sich selbstständig versorgen zu können.
Die gut 30 Personen, die zum Vortrag in die „Goldene Rose“ gekommen waren, steigen im zweiten Teil des Abends in eine spannende Diskussion mit der Referentin ein. Einige kennen sich mit dem oft vernachlässigten Thema bereits aus, andere sind neugierig und stellen viele Fragen. Die lockere, neutrale Atmosphäre lässt genügend Raum hierfür. Viele verabschieden sich nachdenklich und nehmen Gesprächsstoff mit nach Hause.
Mich persönlich hat der Abend aufgewühlt. Zwar wusste ich von Vergewaltigungen im Krieg, aber über ihre Funktion als strukturelles Kriegsmittel und viele weitere Details, besonders über das Leben der Frauen nach dem Krieg, habe ich bisher nicht nachgedacht.
Jetzt bin ich gespannt auf die nächste Veranstaltung der Reihe „Engagiert für Frieden und Entwicklung“, bei der es um Konflikte um Ressourcen gehen wird.
Anna S.