Unerträgliche Situation an den EU-Außengrenzen in Bosnien –
Aufruf des Friedenskreis Halle, durch Spenden praktische Unterstützung zu gewährleisten!
Die Situation für Menschen auf der Flucht an den EU-Außengrenzen und im Konkreten in Bosnien ist schon lange unerträglich. Durch den akuten Wegbruch der Versorgung mit dem Nötigsten und den bevorstehenden Wintereinbruch, drohen sich die dortigen Verhältnisse in nächster Zeit noch zu verschlimmern. Als Friedenskreis Halle e.V. sehen wir – nicht nur in Bezug auf unsere Friedensdienste in Partnerorganisationen – die Notwendigkeit und die Verantwortung, unmittelbar zu handeln! Daher rufen wir als Friedenskreis dazu auf, durch Spenden praktische Unterstützung zu schaffen. Eine Möglichkeit ist es, die NO NAME KITCHEN finanziell zu unterstützen. Sie stellen seit 2017 eine unabhängige Unterstützungsstruktur entlang der Balkanroute und versorgen Menschen auf der Flucht mit Essen, Kleidung und Wasser.
Mit dem Schließen der EU-Außengrenzen entlang der Balkanroute stecken seither viele Menschen auf der Flucht am Rande dieser Grenzen fest – jedoch ohne ertragbare Infrastruktur oder menschenwürdige Unterkünfte. Seit Serbien ein Teil der Balkanroute war, blieben zunächst viele Geflüchtete aufgrund der Nähe zur ungarischen Grenze mit Hoffnung auf Zugang zur EU dort. Als die alltägliche Polizeigewalt immer weiter zunahm und es schwieriger wurde, die Grenze zwischen Serbien und Ungarn zu überschreiten, gelang es Menschen auf der Flucht vorerst, durch Bosnien und Herzegowina nach Westeuropa zu gelangen. Das war der Beginn von Veränderungen, welche sich mit Beginn des Jahres 2018 entlang der EU-Außengrenze ereigneten.
Wer die Grenze zwischen Bosnien und Herzegowina und dem ersten Staat der EU überqueren will, muss unweigerlich Kroatien durchqueren. Doch das Überqueren der Grenze zwischen Bosnien und Kroatien wurde in den letzten anderthalb Jahren zunehmend gefährlicher und schwieriger. Die Polizeigewalt in Kroatien ist extrem hoch und es wird häufig darüber berichtet, dass Menschen gewaltvoll an die Grenzen zurückgebracht werden. Das führt dazu, dass viele Geflüchtete schließlich gezwungen sind, mehrere Monate oder länger als ein Jahr in Bosnien und Herzegowina zu verbringen.
Die Bedingungen für Menschen auf der Flucht sind in Bosnien und Herzegowina jedoch unmenschlich und unwürdig: es gibt keinerlei funktionierendes System, um Asyl zu bekommen. Geflüchtete sind tagtäglich extremer Polizeigewalt ausgesetzt und müssen unter unerträglichen Lebensumständen ausharren. So gibt es mehrere errichtete Camps, davon sind die Meisten von der International Organisation for Migration (IOM) organisiert, mit Ausnahme des Camps mit dem Namen „Vucjak“.
Das Camp „Vucjak“ wurde im Juni 2018 von lokalen Behörden errichtet und ist seitdem der Ort, an dem durch die Polizei Geflüchtete gebracht werden, die sich in der Stadt aufhalten oder auf der Durchreise sind. Im Camp leben derzeit über 1.000 Menschen – jedoch verfügt es über keinerlei fließendes Wasser, Elektrizität oder sanitäre Anlagen. Es ist sehr isoliert gelegen und von Feldern mit Landminen umgeben, welche nach dem Krieg nicht geräumt wurden. Während die Stadt Bihac vorerst Wassertanks zum Camp brachte und den anfallenden Müll beseitigte, wurde beides im Oktober diesen Jahres eingestellt. Die einzige Unterstützungsstruktur (Wasser, Essen, medizinische Hilfe), die momentan offiziell geleistet wird und geduldet ist, wird durch eine lokale Gruppe des Freiwilligen Roten Kreuzes geleistet. Laut den Aussagen dieser Gruppe des Roten Kreuzes haben sie derzeit eine Mahlzeit pro Tag zur Verfügung gestellt, haben aber nur noch Ressourcen für die nächsten zehn Tage.
Zudem ist eines der Camps, welches von IOM gestellt wurde, bereits geschlossen worden und ab dem 15. November haben sie angekündigt, zwei weitere (Miral und Bira) ebenso zu schließen. Das bedeutet, dass mehr als 2.000 Menschen ohne jegliche Alternative, unterzukommen, Mitten im Winter ausharren müssen.
Die Situation, mit denen Geflüchtete derzeit entlang der EU-Außengrenze konfrontiert sind, ändert sich ständig, eine verlässliche Quelle, an mehr Informationen zu kommen, stellt die Seite ‚Are you Syrious‘: https://medium.com/are-you-syrious/ays-special-documenting-human-rights-violations-in-vu%C4%8Djak-camp-923607ace85d
Eine weitere Unterstützungsstruktur stellt die selbstorganisierte Gruppe NO NAME KITCHEN, die seit 2017 und inzwischen mit zwei Gruppen entlang der Balkanroute mit Essen, Kleidung und Wasser Menschen auf der Flucht mit dem Notwendigsten versorgt. Sie arbeiten unabhängig und solidarisch. Sie arbeiten in Bosnien derzeit Nahe der Stadt Velika Kladusa. Auf der Webseite von NO NAME KITCHEN könnt ihr direkt spenden und ihre wichtige Arbeit unterstützen: https://www.nonamekitchen.org/en/help-us/