Zwischen Strategischen Forderungen und stärkendem Austausch

Bericht zum gelungenen Fachaustausch Anti-Mobbing am 10.11.2022 in Halle (Saale)

Seit mehr als 10 Jahren arbeitet der Friedenskreis Halle e.V. in vielfältigen Angeboten im und mit dem System Schule und seinen Akteur*innen. Sozialraumübergreifend sind wir in der Stadt Halle seit 2015 als Regionalkoordination Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage für die Stadt Halle (Saale) und seit 2016 im Programm ‚Mobbing und Gewalt überwinden – Vielfalt fördern‘ aktiv.
In beiden Programmen steht die fortlaufende Unterstützung und Begleitung aller am System Schule beteiligter Akteur*innen im Fokus: Schüler*innen, Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen und auch Erziehungsberechtigte sollen mit ihren Themen, Herausforderungen und Bedürfnissen hinsichtlich eines demokratischen und gewaltfreien Schulalltags sicht- und hörbar gemacht und in ihrer Handlungskompetenz gestärkt werden. Wichtiger Bestandteil dieser Arbeit ist es, aktuelle Themen und Herausforderungen aufzudecken und zu benennen und dafür passende Angebote zu entwickeln. Wiederkehrend begegnen uns dabei die Themenkomplexe Mobbing und Cybermobbing sowie die Konfrontation mit unterschiedlichen Diskriminierungsformen. Je nach Schulstruktur und vorhandenen Ressourcen gelingt es den Einrichtungen in vielen Fällen bereits gut, sich zielgerichtet Unterstützung zu suchen und auf die benannten Herausforderungen zu reagieren.


Diese wertvollen Erfahrungen sowie die zahlreichen, etablierten Angebote und Formate zur Prävention von Mobbing und Diskriminierung der Schulen selbst oder von externen Partner*innen galt es aus unserer Sicht nutzbar zu machen und dazu miteinander in den Austausch zu treten.
Und so war die Idee zum Fachaustausch Anti-Mobbing für Pädagog*innen aus Halle und Umgebung geboren!

Im Mittelpunkt stand der beschriebene Austausch über Erfahrungen und best practice Beispiele und die gemeinsame Überlegung, wie dem Thema Mobbing an den Schulen in Halle noch effektiver begegnet werden kann.

Der Einladung zum Fachaustausch am 10.11.2022 folgten knapp 30 Personen: darunter zahlreiche Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter*innen aus Halle und umliegenden Landkreisen, außerschulische Partner*innen und freie Trainer*innen. Bei anregender Atmosphäre und guter Verpflegung begann die Veranstaltung in den Räumlichkeiten der saltlabs Halle mit einem Fachvortrag der Initiative Studio im Netz (SiN). Referent Björn Friedrich legte mit Hilfe von Definitionen und Hintergrundinformationen eine fundierte Basis für den Einstieg ins Thema. Im Vortrag betonte er insbesondere die Zunahme des Phänomens Cybermobbing, also des Mobbing über soziale Medien oder Strukturen des Internets, und die damit verbundenen Schwierigkeiten der Aufdeckung und Bekämpfung. Mit besonderem Interesse seitens der Teilnehmenden wurden die zahlreichen Materialhinweise und praktischen Tipps für die präventive Arbeit im Schulalltag aufgenommen.

Im Anschluss an den Fachvortrag folgte ein Podiumsgespräch mit lokalen Akteur*innen der Präventions- und Bildungsarbeit: Janine Weidanz von der Antidiskriminierungsstelle Sachsen- Anhalt, Silko Gastel von der Beratungsstelle Mobbing Help (Träger: Caritas e.V.) und Franziska Blath aus dem Programm ‚Mobbing und Gewalt überwinden – Vielfalt fördern‘ des Friedenskreis Halle e.V. Maria Wagner, Regionalkoordinatorin von ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ Halle (Saale) moderierte das Podiumsgespräch und setzte als Ziel für das Podium, Schnittstellen und Verbindungslinien zwischen den Projekten sichtbar zu machen und mögliche Anknüpfungspunkte für die Arbeit an den Schulen aufzuzeigen.

Das Gespräch unterstrich einmal mehr die Relevanz außerschulischer Präventions- und Beratungsangebote zur Unterstützung von Lehrkräften und Schüler*innen. Silko Gastel berichtete von den vielschichtigen Konfliktlagen, mit denen sich Schüler*innen und demnach auch die begleitenden Pädagog*innen konfrontiert sehen: „Das heiße Thema Mobbing ist für viele Schüler oft einfach nur der Gipfel zu einem kaum aushaltbaren Schulalltag.“ Strukturen der Intervention müssen besser finanziell gefördert und ausgebaut werden und Beratungsangebote, wie das der Antidiskriminierungsstelle, an Schulen breiter bekannt gemacht und flächendeckend etabliert werden.

Die Podiumsteilnehmer*innen waren sich darin einig, dass neben den wichtigen politischen und strukturellen Forderungen vor allem die Profilschärfung bzw. eine klare thematische Abgrenzung der einzelnen Angebote hinsichtlich Beratung, Prävention und Intervention grundlegend für eine aufeinander abgestimmtes unterstützen der Schulen ist. Die so entstehende Klarheit ermöglicht eine leichtere Orientierung für Unterstützungssuchende im oft unübersichtlichen Feld der Angebote und damit eine schnellere Reaktion auf die Bedarfe der Schulen. Die fachlichen Angebote greifen schneller und konsequenter ineinander, Prozesse sind für alle Seiten ressourcenschonender und Konkurrenz zwischen den Angeboten wird vermieden. Ziel kann und sollte eine trägerübergreifende, ganzheitliche und nachhaltig wirksame Unterstützung von Schulen im Bereich Anti-Mobbing und Antidiskriminierung sein.

Um dem Charakter des Fachaustausches Rechnung zu tragen, folgte im Anschluss an das erkenntnisreiche Podiumsgespräch die Fortführung begonnener Diskussionen in Kleingruppen.
Teilnehmende und außerschulische Partner*innen vertieften den Austausch zu eigenen Erfahrungen und Herausforderungen in den Themenbereichen Beratung/ Unterstützung, Prävention, Intervention und Partizipation.

Etliche Teilnehmende fanden zum Abschluss der Veranstaltung wertschätzende Worte für den intensiven Nachmittag:

„Ich habe Organisationen, Materialien, Träger, Theorie- & Praxisanregungen an die Hand bekommen und kann nun bestimmte Formen von Mobbing und ihre präventiven und intervenierenden Maßnahmen unterscheiden.“

Auch das Ziel, Pädagog*innen zu stärken und neu zu motivieren schien erreicht:

„Der Fachaustausch war hilfreich für mich, weil er in mir neu den Wunsch geweckt hat, systematischere Strukturen an meiner Schule zu etablieren in Bezug auf Mobbing/ antidiskriminierende Sprache u.Ä.“

„Ich habe nun mehr Sicherheit in meinem Arbeiten und fühle mich in Krisensituationen nicht mehr allein.“

In der Arbeit als außerschulische Partner*innen bestärkten uns diese vielen positiven Worte sehr darin, neue Wege zu beschreiten und den schulübergreifenden Austausch häufiger in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen. Und so möchten wir uns das Feedback einer Teilnehmenden zum Anlass nehmen, bereits an dieser Stelle zu versprechen: der nächste Fachaustausch kommt bestimmt!

Es ist immer gut, sich zu vernetzen. Ich habe neue Ideen und bin motiviert. Gerne mehr Veranstaltungen dieser Art! <3“

Danke an alle Beteiligten des Fachaustausches für eure Unterstützung, eure Teilhabe und Offenheit sowie die Kraft zur Veränderung!

Die Projekte des Friedenskreis Halle sind gefördert von der Stadt Halle (Saale) und der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt. Die Veranstaltung fand statt in Kooperation mit der Aktion Courage e. V. im Rahmen des Modellprojekts „Couragiert gegen Mobbing“, gefördert vom Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Friedenskreis Halle e.V.
Franziska Blath
Geschäftsführende Koordinatorin für den Bereich Friedensbildung und Projektleiterin ‚Mobbing
und Gewalt überwinden – Vielfalt fördern‘
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Tel: 0345 27 98 07 52