Liane blickt zurück - ein Jahr in Tschechien

"Wer das wirklich will, der bekommt das auch"

Diesen Satz hörte ich von einer ehemaligen EFDlerin an einem Infoabend im Friedenskreis in einem Gespräch mit ihr. An diesem Tag erfuhr ich überhaupt das erste Mal von dem Europäischen Freiwilligendienst.

Mit diesen Worten schaffte es das Mädchen mich zu ermutigen. Denn ich hatte Zweifel daran, ob es denn so einfach wäre, eine EFD-Stelle überhaupt zu bekommen. Daraufhin machte ich mich eifrig auf die Suche nach einem Projekt und ging sicher, dass der Friedenskreis meine Entsendeorganisation sein würde.

Leider musste ich nach abermaligen Bewerbungen in meinen Wunschländern feststellen, dass ich den Glauben an der Sache langsam verlor. Sie blieben erfolglos und ohne Rückmeldung, oder nur mit Ablehnung.

Nach der stressigen Zeit meines ABIs und nebenherlaufendem Stress der Ungewissheit über meine Zukunft, packte mich jedoch wieder das Suchfieber nach freien Stellen. Ich wusste, irgendwo unter all diesen Projekten müsste eines für mich dabei sein. Und es glomm der fast verloschene Hoffnungsschimmer auf, als ich auf der Plattform „Youthnetworks“ einen Aufruf las. Er war von einer Organisation in Tschechien, die dringend nach einem Freiwilligen suchte. Mein Gespräch mit der Aufnahmeorganisation lief gut und danach wusste ich, dass ich endlich doch bekommen würde, was ich wollte – nämlich einen EFD-Platz.

Bisher war ich immer auf der Suche nach einem Projekt im Bereich „Kunst und Kultur“ gewesen. Doch auch wenn die Projektbeschreibung dieser Stelle weniger mit künstlerischen Tätigkeiten zu tun hatte als mit erziehenden, war ich natürlich erleichtert, überhaupt etwas zu haben. Zumal es um eine Stelle in einem Kinder- und Jugendzentrum ging, wo es sicherlich auch möglich war, sich bei kreativen Vorhaben zu engagieren –wie ich mir dachte.

Und so kam es glücklicherweise auch für mich. Ein zweites Mal bei dem ich mir dachte, „wer das wirklich will bekommt es“ -also doch.

Nach meiner Anreise und den ersten Tagen in meiner Organisation, fand eine große Veranstaltung statt, bei der wir Freiwilligen mithelfen sollten. Durch Zufall geriet ich an einen Bastelstand für Kinder. Dort entdeckte die verantwortliche Mitarbeiterin für die künstlerische Abteilung, mein Interesse an der Sache. Durch ein Gespräch mit meiner Koordinatorin verhalf sie mir tatsächlich zu einem Projektplatz in ihrem Atelier. Ich war vollkommen glücklich. Alles hatte sich für mich zu Guten gewendet. Und vor allem gefiel mir die Zeit dort total.

Ich arbeitete zusammen mit acht anderen Freiwilligen aus verschiedensten Ländern Europas, in einer kleinen Stadt namens Náchod. Einige von uns halfen in dem Jugendzentrum, Déko. Zum Beispiel bei Tanz- und Musikkursen, Sprachunterricht und so weiter.

Ich assistierte schließlich bei Kunstkursen - Malen, Zeichnen, Basteln. Andere aus unserer Gruppe arbeiteten in Schulen und betreuten beispielsweise den Englischunterricht. Auch das war Teil meines Projektes. Einmal pro Woche ging ich in eine Sekundarschule, um den Deutsch- und Englischlehrern auszuhelfen. Manchmal sogar dem Kunstlehrer.

Doch wenn große Veranstaltungen anstanden, mussten wir alle acht bei Déko helfen. Aber wir verbrachten unsere Zeit natürlich nicht nur dann zusammen, sondern so oft wie möglich. Wir unternahmen viele schöne Dinge miteinander. Nicht nur WG-Abende, mit Filmen und gemeinsamem Kochen. Sondern natürlich auch Trips und sogar längere Reisen. Ich hatte unheimliches Glück mit meinen Mitfreiwilligen. Wir verstanden uns super und funktionierten als Gruppe sehr gut.


 

Unser gemeinsames Jahr in Tschechien war eine unglaublich tolle Zeit, in der wir viel lernten - Unmengen an Superlativen erlebten, reisten, unzählige Orte besuchten, großartige Menschen kennenlernten, Kulturen verstanden – und vor allem Freundschaften schlossen.

Mein EFD übertraf meine anfänglich kaum ausformulierten Erwartungen vollkommen. Ich würde immer wieder und jedem empfehlen, diese Chance ebenfalls zu nutzen. Ein Auslandsaufenthalt füllt einen ganz neuen und wichtigen Platz in deinem Leben. Diese Zeit bereichert deinen Lebensweg enorm. Du lernst über dich selbst genauso wie über andere Menschen und Kulturen. Und das ist ein Schatz an Wissen, der einem viel im Leben bringen kann – mitunter eine Menge Freude.

Auch wenn die Arbeit manchmal etwas träge und unerfreulich von Statten ging, weil man sich vielleicht nicht immer sehr nützlich vorkam, so sah ich es doch immer als großes Plus, dass ich in einer Gruppe aus vielen Freiwilligen lebte, in der ich mich niemals einsam fühlte. Mein Jahr im Ausland brachte mir neben bedeutenden Erfahrungen, ebenso Kontakte, die es sich lohnt aufrecht zu erhalten und ein Leben lang zu pflegen. So geht es mir zugleich mit den Erlebnissen und Momenten, die mir als großartige Ereignisse, die mein Leben bereicherten, beeinflussten und prägten, für immer in Erinnerung bleiben werden…

Liane Pförtner

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