Halbzeit im Freiwilligendienst
– Eva teilt mit uns ihre Eindrücke aus dem U.G.“Centar za Obrazovanje i Druženje“ – COD Jaice
6 Monate sind echt schnell vergangen und viel hat sich verändert im Laufe dieser Zeit. Ich konnte und musste mich in einer komplett neuen Lebenssituation erleben und habe deswegen auch viel dazugelernt. Zum Beispiel, dass nicht immer alles nach Plan läuft und dass man nie wissen kann, wann und wie sich die gegebenen Umstände verändern können. […] Die ersten 5 Monate des Freiwilligendienstes waren sehr kompliziert und stressig, nicht nur weil ich hier neu war, sondern auch weil es viele Krisen und Probleme in der Einsatzstelle gab. […]
Im letzten Monat konnte ich viel über meinen Freiwilligendienst nachdenken und habe entdeckt, dass mir meine Zeit hier schon viel auf persönlicher Ebene gebracht hat. Ich habe mich besser kennengelernt, zum Beispiel habe ich jetzt mehr Selbstvertrauen und Selbstachtung. Außerdem hatte ich die Chance, viele wunderbare Personen kennenzulernen und zu entdecken, was ich nach dem Freiwilligenjahr studieren möchte.
Ich hoffe, dass ich mich bisher als eine weltoffene Person gegeben habe und dass ich auch weiterhin Gelegenheit haben werde, die unterschiedlichen Zukunftsaussichten und Hoffnungen der Jugendlichen kennenzulernen. Die lokalen Freiwilligen haben mir ihre persönlichen Meinungen nähergebracht, wodurch ich die Kultur aus vielen unterschiedlichen Blickwinkel wahrnehmen durfte. Dadurch konnte ich die Gesellschaft im Allgemeinen und die Verhaltensweisen der einzelnen Personen besser verstehen.
Die lokale Jugend ist, glaube ich, nicht sehr an Diskussion über politischen Themen gewöhnt und zeigt vielleicht deswegen nur geringes Engagement mit themenverbundenen Workshops. Meiner Erfahrung nach kommen nur wenige zu Workshops mit Themen wie Feminismus, aber diejenigen, die teilnehmen, sind positiv vom Gespräch überrascht und ich habe den Eindruck, dass etwas bei diesen Jugendlichen hängen bleibt. Ich hoffe, dass ihr politisches Interesse nach und nach geweckt wird.
Mich interessieren zurzeit […] wie eine religiöse Vereinigung möglich sein könnte oder wie ich das politische und soziale Interesse bei der Jugend wecken kann.
In der kommenden Zeit möchte ich mehr aufklärende und diskussionsgebundene Workshops veranstalten. Außerdem würde ich gern andere Freiwillige in Tirana und Kosovo besuchen und mehr bei Social Media mitarbeiten.
Meine Rolle in der Einsatzstelle hat sich über die Zeit gut entwickelt. […] Dabei versuche ich, ihnen auch globale Fragen und Themen näher zu bringen und dies immer mit Spaß und Freude zu verbinden. Eine Herausforderung für mich ist nämlich, dass die Jugend den themengebundenen Workshops zukünftig offen begegnet. Durch eine entspannte und offene Atmosphäre sind sie dann in der Lage, Gedanken untereinander auszutauschen und Spaß bei den Diskussionen zu haben.
Weitere Herausforderungen laufen auf persönlicher Ebene ab. Zum einen ist es mir wichtig, dass mich sowohl meine Mitarbeiter*innen wie auch die lokale Jugend nicht als einen Stereotyp sehen. Sie wissen, dass ich aus Spanien komme, was für eine deutsche Freiwillige doch ungewöhnlich ist, und sind vielleicht dazu geneigt, bestimmte Konzepte und Ideen damit zu verbinden. Damit diese Stereotype mir gegenüber abgebaut werden können, versuche ich immer zu zeigen, dass es viele verschiedene Perspektiven gibt und dass nicht immer alles so ist, wie es erscheinen kann.