Globale Gerechtigkeit
„Give me money!“ ist neben dem Begriff „Muzungu“, Weißer, wohl die Phrase, die ich am häufigsten im Dorf zu hören bekomme. Ich habe hier noch nie jemandem auf der Straße Geld gegeben und habe es auch nicht vor. Ist es gerecht, dass die Menschen betteln müssen? Nein. Würde mein Geld gegen diese Ungerechtigkeit helfen? Nein.
Was kann ich stattdessen gegen diese Ungerechtigkeit unternehmen? Ich weiß es beim besten Willen nicht. Schnell vergesse ich, dass es sich bei Weltwärts um einen Lern- und nicht um einen Entwicklungsdienst handelt. Ich habe das natürliche Bedürfnis helfen zu wollen und etwas gegen die Ungerechtigkeit unternehmen zu müssen. Ich kann nur leider nicht viel machen. Ich habe die entfernte Hoffnung, durch meine Mitarbeit bei der NGO Rwanda Youth Clubs for Peace dazu beizutragen, dass Kinder realisieren, dass Hass und Misstrauen zwischen den ethnischen Kategorien Hutu und Tutsi nur weitere Konflikte mit sich bringt und niemand davon profitiert. Aber meine Rolle in der NGO ist eher eine marginale. Ich muss mich damit am Ende des Tages wohl zufrieden geben. Das ist auch in Ordnung. Mein Chef weiß besser als ich, wo die Probleme liegen und was dagegen getan werden muss. Ich stehe ihm gerne zur Seite und gebe Ratschläge, wenn ich mich in der Situation auskenne.
Ich helfe jemandem, der sich für die Zukunft von denen einsetzt, die Gerechtigkeit verdient haben. Dadurch helfe ich zwar nicht dem bettelnden Kind auf der Straße, trage aber eventuell dazu bei, dass ein anderes Kind an der Stelle des bettelndes Kindes eine Zukunft hat und nicht mehr betteln muss.
Mark Belkin