Solidarität und Frieden für die Ukraine!

Worte von Christof Starke für den Friedenskreis Halle auf der Kundgebung am 3.3. 2022

Mit Entsetzen erleben wir seit einer Woche den Krieg in der Ukraine.
Wir haben in dieser Woche zum zweiten Mal zur Kundgebung aufgerufen, um gegen diesen Krieg zu protestieren, unsere Solidarität mit der Ukraine zu bekunden und für Frieden einzustehen.   

Seit dem 24. Februar, seit 8 Tagen, über lange 190 Stunden hinweg, haben Menschen unermessliche Angst um ihr Leben um Angehörige und Nachbarn, Freund:innen … .
Keine 1500 Kilometer von hier sterben Menschen durch Waffengewalt, werden Menschen verletzt, Familien auseinandergerissen und traumatisiert.
Nach aktuellen Schätzungen sind 1 Millionen Menschen auf der Flucht.
Wie jeder Krieg, ist dieser Krieg im Moment brutal und entsetzlich und wird schmerzliche Folgen für noch für folgende Generationen haben.
Ich persönlich hatte, wie sicher viele von euch und Ihnen, das Glück mein bisheriges Leben in Frieden zu verbringen. Doch habe ich vor einigen Jahren in Bosnien auch gesehen, wie die Folgen eines Krieges konkret aussehen und was er mit Menschen macht.



Wir stehen hier, um gegen den Angriffskrieg der russischen Armee zu protestieren. Wir stehen hier, um vor der russischen Regierung und Präsident Putin die sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen und bedingungslosen Rückzug der Armee aus der Ukraine zu fordern. Wir rufen alle politische Verantwortliche zum Waffenstillstand,  zu Gesprächen und Verhandlungen auf.  Krieg kann nicht gewonnen werden – er muss politisch beendet werden. Frieden für die Ukraine!

Wir haben zu dieser Kundgebung auch aufgerufen, um weiterhin ein Zeichen der Solidarität mit den unter dem Krieg leidenden Menschen und der Ukraine als souveränes Land zu setzen.  Solidarität mit der Ukraine!

Wir sind auch solidarisch mit allen Menschen in Russland die, wie wir hier gegen diesen Krieg protestieren. Der Krieg der Regierung und des Präsidenten Putin ist nicht der Krieg aller Menschen in Russland. Es gibt auch dort mutige Menschen, die auf die Straße gehen oder in anderer Form öffentlich ihre Stimme erheben.

Als Friedenskreis Halle, organisieren wir seit Montag auch täglich von 17.00 bis 18 Uhr eine Mahnwache für den Frieden.  Wir laden dazu ein, in dieser Stunde als persönliches Zeichen für Solidarität, auf den Markt zu kommen. Wir laden dazu ein, Schilder mit Worten der Solidarität, Kerzen und Blumen mitzubringen und den Markt als dauerhaftes Zeichen des Protest gegen den Krieg und für den Frieden öffentlich sichtbar werden zu lassen. Auch heute ist dies, dort an unserem Stand oder direkt auf dem Wasserspiel neben dem Geoskop, möglich.

Wir stehen hier, auch um angesichts des Schreckens nicht in Erstarrung und Lähmung zu gehen, sondern zum Engagement aufzurufen und Allen zu danken, die solidarisch bereits in beeindruckender Form in der Hilfe für die Menschen der Ukraine aktiv sind.
Konkrete Engagementmöglichkeiten und hilfreiche Informationen für Halle hat z.B. die Freiwilligenagentur Halle -Saalkreis auf ihrer Internetseite „Engagiert in Halle“ zusammengestellt.

Von der AWO/SPI werden Angebote von privaten Unterkunftsmöglichkeiten in Halle entgegengenommen und ankommende Menschen aus der Ukraine vermittelt. Hier werden aktuell insbesondere Wohnungen für mehrere Personen dringend benötigt.
Der Verein Slawia Kulturcentrum e.V. und die Gruppe Solidarity Action haben einen Aufruf für Sachspenden gestartet.
Menschen aus dem Umfeld des Friedenskreis Halle e.V. und aktive Mitglieder sind an die ukrainisch-polnische Grenze gefahren und haben aus der Ukraine geflüchtete Menschen sicher nach Halle begleitet. Als Friedenskreis Halle e.V. unterstützen wir ihr wichtiges Engagement und rufen zu Spenden für die Fahrtkosten sowie die anschließende Begleitung und für weitere Aktivitäten in Solidarität mit der Ukraine auf.  Spenden sind hier in der Spendendose oder über unser Konto sowie die Internetseite des Friedenskreis Halle e.V. möglich.  Auch unsere Mahnwache und die Aktivitäten des Friedenskreis Halle brauchen Unterstützung. Wir laden herzlich zur Kontaktaufnahme ein.
Anschließend an diese Mahnwache findet ebenfalls täglich hier in der Marktkirche ein Friedensgebet statt. Alle Menschen, gleich ob gläubig oder nicht, gleich welcher Konfession oder Religionsgemeinschaft, sind hierzu herzlich eingeladen.

Ich, als Vertreter einer Friedensorganisation, stehe hier auch weil wir erschrocken sind, über die so kurzfristige Ankündigung der Aufrüstung der Bundeswehr mit einem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, inklusive der Verankerung im Grundgesetz.

Ich bin sehr verärgert über diejenigen , die sich in einigen Reden im Bundestag so verächtlich über das Friedensengagement bei Ostermärschen oder Friedensgebeten gemacht haben.  Die Menschen, die sich zum Teil seit Jahrzehnten für Frieden engagieren, jetzt in diesen Tagen eine falsche Moral zu unterstellen. ist respektlos, unglaublich undemokratisch und verletzend. Lasst uns gern demokratisch über die anstehenden Wege zum Frieden streiten – doch nicht Feindmustern und Abgrenzungen oder alte Rechnungen und aus den politischen Kämpfen des letzten Jahrhundert begleichen. Lasst uns für die Zukunft streiten.
Aus meiner Perspektive stellen sich grundsätzliche Fragen:
Ist so viel Geld für das Militär der richtige Weg, für eine zukünftige europäische Friedensordnung?  Hätte eine noch höher gerüstete Bundeswehr diesen Krieg verhindern können? Ist der Verteidigungshaushalt nicht schon Jahr für Jahr erhöht worden und seit langem der 2. höchste Ausgabeposten im Bundeshaushalt? Können mit noch mehr Waffen zukünftige Kriege verhindert werden? Wurden aus den gescheiterten, schon Millionen teuren Militäreinsetzen in Afghanistan und Mali noch keine Lehren gezogen?


Hat die bestehende, konventionelle und nukleare Abschreckung den Krieg in der Ukraine und die zahlreichen weiteren aktuellen Kriege verhindern können? Warum wird das Geld nicht in Friedensarbeit, Friedens- und Konfliktforschung,  internationale Zusammenarbeit und Begegnung oder die Friedensbildung investiert?  Angekündigt sind lediglich 50 Millionen mehr für Humanitäre Hilfe in der aktuellen Krise und natürlich auch etwas mehr Geld für Entwicklungspolitik.  
Ja, wir haben aktuell auf viele Fragen keine kurzfristigen Antworten. Es braucht die Entwicklung von neuen Konzepten für eine zukünftige Friedensordnung. Wir können auch mit zivilen, gewaltfreien Instrumenten keinen Frieden garantieren – doch ohne politische, diplomatische, kooperative an Gewaltfreiheit und Menschenrechten orientierten Wege, ist kein Frieden möglich. Das sagen übrigens auch ernsthafte Vertreter:innen des Militärs.  

Was könnte allein mit 100 Millionen und 0,2 % des BIP an Friedensarbeit geschehen. Es wurde noch nie zu viel Geld für Frieden investiert. Dabei gibt es fundierte Konzepte, Methoden, Ansätzte  und Erfahrungen uns der Friedens- und Konfliktwissenschaft und aus der praktischen Friedensarbeit.
Lasst uns dieses Potential endlich nutzen und weiterentwickeln, statt auf die überholten Logiken der Aufrüstung, Abschreckung und militärischer Gewalt zu bauen! Für gewaltfreie und solidarische Wege zum Frieden in der Ukraine, in Europa und der Welt!

An dieser Stelle hätte ich gern das Wort an Olga oder an Iryna übergeben.  Olga ist in der vergangenen Woche vom Angruff Russlands auf ihr Heimatland Ukraine überrascht worden. Sie hat zu dieser Zeit gemeinsam mit meiner Geschäftsführungskollegin in Polen Urlaub gemacht.
Es ist ihr gelungen sich und ihre Kinder sicher nach Leipzig zu bringen.
Iryna ist aktuell internationale Freiwillige des Friedenskreis in Halle. Sie wollte in ihrem Freiwilligen Jahr Eindrücke und Erfahrungen für ihr weiteres Leben in der Ukraine sammeln.
 Leider können weder Iryna noch Olga terminlich heute hier sprechen.
 Dabei ist es doch so wichtig jetzt Ihre Perspektive zu höhen. Viel zu lange haben wir den Stimmen aus der Ukraine nicht zugehört, ihre Rufe nach Unterstützung nicht wahrgenommen und den schwelenden Konflikt ignoriert. Lasst uns das nicht vergessen und ab jetzt ihren Stimmen aufmerksam zu hören.  Danke an alle ukrainischen Stimmen die heute und in der letzten Woche gesprochen haben.

Solidarität mit der Ukraine! Frieden für Europa!