Die Ägyptische Revolution und ihre Folgen

- Reisebericht von Clemens Ronnefeldt mit beeindruckenden Bildern und Kurzfilmen -


Halle/Saale. Einen spannenden Reisebericht über die Revolution in Ägypten erlebten zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer am 28. Juni 2011 in Halle. Referent des Abends war Clemens Ronnefeldt aus Freising bei München, seit 1992 zuständig für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes. Ronnefeldt bereist seit vielen Jahren die Region des Nahen und Mittleren Ostens und kennt Irak, Iran, Syrien, Libanon, Israel und Palästina, wo er jeweils die dortigen Friedens- und Menschenrechtsgruppen besucht und über deren Aktivitäten in Deutschland berichtet. Veranstalter war der Friedenskreis Halle e.V.

Im April 2011 reiste Clemens Ronnefeldt nach Ägypten, um dort vor allem mit Personen in Redaktionen und Institutionen zu sprechen, die sich für Demokratie einsetzen.

„Die Revolution in Ägypten ist noch nicht abgeschlossen“, so der Referent. Eine Rückkehr zum System von Hosni Mubarak hält er für ausgeschlossen, da inzwischen etliche Führungspersonen aus dem alten Regime verhaftet seien und einige sogar bereits verurteilt wurden.

Während die Übergangsregierung unter dem ehemaligen Verteidigungsminister Tantawi eine baldige Beruhigung der politischen Lage in Ägypten suche, um so auch wieder den Tourismus und die Wirtschaft insgesamt anzukurbeln, setze sich die Demokratiebewegung dafür ein, dass das alte Regime zur Rechenschaft gezogen wird und zunächst einmal neue demokratische Strukturen entstehen können.

Von zahlreichen Gesprächen mit Oppositionellen u.a. des Merit-Verlages und der größten Oppositionszeitung „Al Masri Al Youm” sowie von Begegnungen auf dem Tahrirplatz mit Demonstrierenden berichtete Clemens Ronnefeldt mit Bildern und kurzen Video-Interviews. Dabei wurde deutlich, wie stolz die Menschen in Ägypten sind auf das, was sie erreicht haben. „Gleichzeitig ist die Sorge groß, dass die Zeit bis zu den Neuwahlen im Herbst nicht ausreicht, neue Parteien zu gründen und demokratische Strukturen aufzubauen. Die Muslimbrüder als gut organisierte Opposition werden als Partei antreten, aber nicht die Mehrheit der Wählerschaft hinter sich bringen“, so Clemens Ronnefeldt. Gute Chancen für den Wahlsieg sieht er für den ehemaligen Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa sowie für den ehemaligen Chef der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien, El Baradei.

Die Reise führte auch in die „Müllstadt“ Kairos, in das Ökoprojekt „SEKEM“ sowie zu Organisationen, die sich mit fairem Handel beschäftigen. „Die Wirtschaft ankurbeln, Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen, In- und Auslandsinvestitionen tätigen, den Tourismus wieder beleben: Auch daran wird es liegen, ob diese Revolution zu einem guten Ende geführt wird oder nicht“, so Clemens Ronnefeldt.

Wachsamkeit empfiehlt er vor allem für das Verhältnis zwischen koptischen Christen und Muslimen. Deren Konflikte könnten von alten Kräften des Regimes sowie aus interessierten Kreisen in Saudi Arabien instrumentalisiert werden, um die Errungenschaften der demokratischen Revolution noch vor den Herbstwahlen zu behindern oder sogar die Revolution zu Fall zu bringen. „Ich bin allerdings zuversichtlich, dass die Menschen, die ich getroffen habe, dieses nicht zulassen werden“, so Clemens Ronnefeldt, der am Ende der Diskussion die Zuhörerschaft aufforderte, an das Nobelpreiskomitee in Oslo zu schreiben, um das ägyptische Volk für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen.